Gauforum

Bauvorbereitung für das Gauforum, Blick nach Süden. Rechts ist der „Gasthof zur Rose“ zu sehen, im Hintergrund der Turm der Jakobskirche.

Nahezu gleichzeitig mit der Einrichtung des Konzentrationslagers Buchenwald entstand in Weimar eines der größten Parteibautenensembles des Dritten Reiches. Mit Gültigkeit für das gesamte Reich sollte hier der Prototyp einer neuen Bauaufgabe verwirklicht werden. Ziel war es, dass nicht mehr die städtischen Kommunen oder die Kirche Kulturmittelpunkt des städtischen Lebens sein sollte, sondern die Partei.

Zwischen 1936 und 1945 entstand auf dem Gelände südöstlich und südwestlich des Großherzoglichen Museums – im Zentrum des heutigen Weimar zwischen Altstadt und Bahnhof gelegen – eines der größten innerstädtischen Bautenensembles aus der Zeit des Nationalsozialismus: das in Deutschland einzige je in weiten Teilen fertig gestellte „Gauforum“. Der Impuls zu diesem Großprojekt der NSDAP-Gauleitung ging vom Gauleiter Fritz Sauckel und den regionalen Machthabern des „Dritten Reiches“ aus.

Baumaßnahmen zum „Gauforum – Platz des Führers“ 1937/38, Blick nach Norden.
Eingerüstete Binder der „Halle der Volkgemeinschaft“, Blick nach Süden, März 1939

Die Durchsetzung der umfangreichen Abrisse und die Finanzierung sowie die reale Gestaltung des Gebäudekomplexes sind jedoch ohne das persönliche Eingreifen Hitlers nicht verständlich.

Dieser wünschte eine Kombination von Verwaltungs- und Repräsentationszentrum und setzte sich ausdrücklich dafür ein, in Weimar den Prototypen der neuen Bauaufgabe „Gauforum“ zu realisieren. Mit dem festgelegten Bauprogramm, zu dem neben den Parteibauten eine Halle und ein Turm gehörten, war beabsichtigt, eine ganzjährig zu bespielende Kult- und Aufmarschstätte zu schaffen.

Dieser Gebäudekomplex sollte der sichtbare Ausdruck des bereits zuvor erhobenen Anspruchs der Nationalsozialisten sein, in Thüringen – dem sogenannten Trutzgau des Reiches – eine „neue Klassik“ zu bauen

Den ersten Spatenstich nahm Gauleiter Sauckel im Beisein von Hitler vor.

Dahinter stand der politische Wille der neuen NS-Funktionseliten, ihre Macht weithin sichtbar zu dokumentieren. Noch vor der Grundsteinlegung und bevor überhaupt die Finanzierungsfragen sowie die Enteignungsfragen geklärt waren, wurde das Bauprojekt von Thüringens NS-Elite politisch vermarktet – am 4. Juli 1936 nahm der Gauleiter im Beisein Hitlers den „ersten Spatenstich“ vor. Bis 1943 wurden alle Gebäude, bis auf die Halle, nahezu fertiggestellt.

 

 

Die Bedeutung des Bauvorhabens für das Reich

Für Hitler war Architektur ein vielseitiges, öffentliches und allseitig präsentes Medium, mit dem er schnell und deutlich die Machtansprüche seines Regimes dokumentieren konnte. Zwei große Bauvorhaben, der Ausbau des Münchner Königplatzes zur Parteizentrale der NSDAP und das Nürnberger Reichsparteitagsgelände bilden den Startpunkt eines groß angelegten Bauprogramms, dass sich bis in die Kleinstädte fortsetzen sollte.
Nach dem Weimarer Vorbild sollten alle „Gauhauptstädte“ als Verwaltungssitze der mittleren Parteiinstanzen ein repräsentatives Bautenensemble nach Weimarer Vorbild erhalten. Neben der so genannten Gauleitung war geplant, hier die einzelnen Gliederungen der NSDAP, die Deutsche Arbeitsfront und weitere Einrichtungen des Systems, wie etwa die Rasseämter aber auch Museen unterzubringen, in denen sich der „neue Geist“ präsentieren sollte. Außerdem war beabsichtigt, an diesen Orten die Toten der „nationalsozialistischen Bewegung“ zu ehren und Massenaufmärsche zu inszenieren.

Abbruch der Nordseite der Breitenstra§e, Juli 1938, Blick nach SW

Mit den geplanten Bauvorhaben ging zumeist die Zerstörung großer Stadtareale einher. In Weimar mußten den Bauten ein öffentlicher Park sowie zahlreiche Privat- und Geschäftshäuser weichen. Die Bewohner wurden unter politischem Druck umgesiedelt, eine Kritik an dem Vorgehen war nicht möglich.

 

Dr. Christiane Wolf, Jonny Thimm: Scanning Weimar – Orte der NS-Zeit, DVD, Weimar 2006

Die Schwarzweissfotografien gehören zur Sammlung Magdlung, diese kann hier eingesehen werden.