Zeitleiste: Ereignisse und Gesetze 1932 – 1945

1932 – 1945

1932
07/07/1932

Thüringen: Regierungsrücktritt

Rücktritt der Minderheitsregierung Erwin Baum (Thüringer Landbund) und Auflösung des Thüringer Landtages.

31/07/1932

Landtagswahl in Thüringen

Bei der Neuwahl zum 6. Thüringer Landtag kann die NSDAP eine überdurchschnittlich hohe Stimmenzahl für sich verbuchen.

26/08/1932

Thüringen: Bildung einer ersten NSDAP-Landesregierung

… unter dem NSDAP-Gauleiter Fritz Sauckel.

1933
30/01/1933

Hitler wird Reichskanzler

… und steht einer Koalition aus NSDAP, DNVP und “Stahlhelm” vor.

01/02/1933

Reichstagsauflösung

Reichspräsident Hindenburg erläßt eine Verordnung zur Auflösung des Reichstages.

04/02/1933

Verordnung “zum Schutz des deutschen Volkes”

Der Reichspräsident ermöglicht mit dieser Verordnung Eingriffe in die Presse- und Versammlugnsfreiheit. Sie gibt eine erste Handhabe zur Verfolgung politscher Gegner.

28/02/1933

“Reichstagsbrandverordnung”

Nach dem Reichstagsbrand erlässt der Reichspräsident eine Notverordnung “Zum Schutz von Volk und Staat”, welche Grundrechte außer Kraft setzt. Sie ermöglicht willkürliche polizeiliche “Schutzhaft” ohne richterliche Kontrolle und begründet einen dauerhaften Ausnahmezustand. Faktisch sind die KPD und die SPD-Presse verboten.

03/03/1933

Erste Konzentrationslager

… entstehen, geführt von der SA. Das erste KZ wurde am 3. März 1933 in Nohra bei Weimar eingerichtet. Es diente v.a. der Inhaftierung von politisch Oppositionellen und wird wenige Wochen später wieder geschlossen. Am 22. März wird das KZ Dachau errichtet. Im Oktober entsteht das KZ in Bad Sulza.

Vgl.: “Die ‘frühen Lager'”

05/03/1933

Reichtstagswahlen

Trotz NS-Terror und der verfassungswidrigen Behinderung von KPD, SPD und Zentrum wählen nur 43,9 Prozent die NSDAP. Die Regierungskoalition erhält eine knappe Mehrheit.

24/03/1933

“Ermächtigungsgesetz”

… wird gegen die Stimmen der SPD angenommen (KPD-Abgeordnete sind bereits auf der Flucht, in “Schutzhaft” oder in den Untergrund gegangen). Die NS-Diktatur stützt sich auf das Gesetz. Es dient als verfassungsändernde Blanko-Vollmacht und pseudolegale Grundlage der folgenden Gleichschaltungsgesetze.

Vgl.: Gesetzestext

31/03/1933

“Vorläufiges Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich”

01/04/1933

Boykott “jüdisch” geführter Geschäfte

07/04/1933

Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums

Es ermöglichte die Zwangspensionierung von Juden und politisch “unzuverlässiger Elemente” und gab mit seinem Arierparagraphien eine erste Definition, was unter einem “Arier” zu verstehen sei.

Vgl.: Gesetzestext, ergänzt durch die wenige Tage später beschlossene Erste Verordnung

Ein “Zweites Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich” setzt “Reichsstatthalter” ein. Der Thüringer Gauleiter Fritz Sauckel wird zum “Reichsstatthalter” Thüringens ernannt.

 

01/05/1933

Ausschluss religiöser Sozialisten aus der evangelischen Landeskirche

… durch den Thüringer Landeskirchentag im April/Mai 1933.

02/05/1933

Zerschlagung der Freien Gewerkschaften

Gewerkschaftshäuser und Betriebe werden u.a. von der SA besetzt. Führende Funktionäre werden in “Schutzhaft” genommen.

04/05/1933

Entlassung aller “Nichtarier” aus dem öffentlichen Dienst

10/05/1933

Bücherverbrennung

… in Universitätsstädten.

Die “Deutsche Arbeitsfront” (DAF) wird gegründet. Die Gewerkschaften werden zwangseingegliedert und lösen sich auf.

01/06/1933

Thüringer Schulen

… werden im Juni 1933 verpflichtet, ihre “erbkranken” und körperbehinderten Schülerinnen und Schüler zu melden.

17/06/1933

Baldur von Schirach wird “Jugendführer des Deutschen Reichs”

22/06/1933

Verbot der SPD

… und Selbstauflösung der anderen Parteien. Die DNVP wird in die NSDAP eingegliedert.

14/07/1933

Gesetz gegen die Neubildung von Parteien

… legalisiert das NSDAP-Monopol.
Das Gesetz über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens legalisiert nachträglich die Enteignung der SPD.
Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses wird verabschiedet.

22/09/1933

Reichskulturkammergesetz

Ausschaltung der Juden aus dem kulturellen Leben

Vgl.: Gesetzestext

29/09/1933

Reichserbhofgesetz

Bauern müssen “deutsche Staatsbürger, deutschen oder stammesgleichen Blutes und ehrbar” sein.

04/10/1933

Schriftleitergesetz

Ausschaltung der Juden aus den Medien

12/11/1933

Reichstagswahl

… als Scheinwahl: Die NSDAP-Einheitsliste erhält 92,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei 95,2 Prozent.

01/12/1933

Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat

Rechtliche Verankerung des Einparteienstaates.

Vgl.: Gesetzestext

1934
24/04/1934

“Ariernachweis” im Zeitungs- und Verlagswesen

01/06/1934

“Juden unerwünscht”

Im Sommer 1934 werden immer mehr Schilder mit antisemitischen Parolen an Ortseingängen, vor Geschäften und Gaststätten aufgestellt.

30/06/1934

“Röhmputsch”

vom 30. Juni bis 2. Juli. Entmachtung und Ermordung der SA-Spitze um Ernst Röhm und Mordaktion an konservativen Regimekritikern. Die Aktion wird nachträglich per Gesetz als “Staatsnotwehr” legalisiert.
Hitler unterstellt Himmler alle Konzentrationslager.

01/08/1934

Vereinigung der Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers

… durch das Gesetz über das Oberhaupt des Deutschen Reiches.

02/08/1934

Hindenburg stirbt.

Hitler wird “Führer und Reichskanzler”. Die Reichswehr wird auf den neuen Oberbefehlshaber Hitler vereidigt.

1935
13/01/1935

Saarabstimmung

… gemäß Versailler Vertrag: 90 Prozent stimmen für die Rückgliederung an das Deutsche Reich.

16/03/1935

Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht

… durch das Gesetz über den Aufbau der Wehrmacht.

24/04/1935

“Ariernachweis”

… wird  ab dem 24. April Pflicht im Zeitungs- und Verlagswesen. Auch Offiziere (ab 21. Mai), Studentinnen und Studenten (ab 8. Juli) und Soldaten (ab 27. Juli) sind betroffen.

21/05/1935

Rüstung und Beteuerung der Kriegsablehnung

Hitler hält eine außenpolitische Reichstagsrede und betont seine Bereitschaft zum Frieden. Verabschiedung eines neuen Wehrgesetzes.
Ein geheimes “Reichsverteidigungsgesetz” verpflichtet die Wirtschaft zur Rüstungsproduktion.

16/09/1935

Nürnberger Rassengesetze

“Reichsbürgergesetz” und “Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre”

Vgl. Gesetzestexte

30/09/1935

Alle “jüdischen Beamten” werden beurlaubt.

18/10/1935

Verstärkte Propaganda gegen “lebensunwertes Leben”

… und Verabschiedung des “Gesetzes zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes”.

15/12/1935

Dezember: Berufsverbot für jüdische Ärzte, Notare, Professoren und Lehrer im Staatsdienst.

1936
11/01/1936

Berufsverbot für “nichtarische” Steuerberater

07/03/1936

Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes

… und Kündigung des Locarnovertrages durch Hitler.
Juden besitzen kein Reichstagswahlrecht mehr.

29/03/1936

“Reichstagswahl”

Plebiszit für Hitlers Politik mit 99 Prozent Ja-Stimmen.

24/08/1936

Einführung einer zweijährigen Militärdienstzeit.

18/10/1936

Beginn der verstärkten Aufrüstung.

Göring wird Beauftragter des “Vierjahresplans”.

1937
27/01/1937

Berufsverbot für “nichtarische” Viehhändler.

30/01/1937

Der Reichstag verlängert das “Ermächtigungsgesetz” um vier Jahre.

15/04/1937

Juden dürfen nicht mehr promovieren.

11/06/1937

Berufsverbot für jüdische Sachverständige.

26/06/1937

Gründung der NS-Freizeitorganisation “Kraft durch Freude” (KdF).

15/07/1937

Errichtung des KZ Buchenwald

Der erste Häftlingstransport trifft im KZ Buchenwald ein. Die Häftlinge beginnen mit dem Aufbau des Lagers. Lagerkommandant ist Karl Koch.

Die Daten basieren auf:

Jonny Thimm/Dr. Christiane Wolf (Projektleiter): Scanning Weimar – Orte der NS-Zeit (DVD), Weimar 2006

Monika Gibas (Hg.): “Arisierung” in Thüringen – Entrechtung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Thüringens, Quellen zur Geschichte Thüringens, Erfurt 2008, Landeszentrale für politische Bildung Thüringen