Städtisches Krankenhaus am Kirschberg

Gebäude des ehemaligen Städtischen Krankenhauses am Kirschberg; heute wird es als Polizeiinspektion genutzt.

In dem seit 1832 in Betrieb genommenen Städtischen Krankenhaus am Kirschberg behandelte man zwischen 1937 und 1945 auch Häftlinge des KZ-Buchenwald. Man missbrauchte das Haus jedoch auch für Zwangssterilisationen an mehreren hundert Häftlingen. Heute befindet sich in den erhaltenen Teilen des Krankenhausgebäudes die Polizeiinspektion Weimar.

Das Städtische Krankenhaus Weimar befand sich am Nordhang des Kirschbergs,
direkt hinter dem „Gauforum“. Es wurde zwischen 1829 und 1832 nach einem Entwurf von dem damaligen Oberbaudirektor Clemens Wenzelslaus Coudray erbaut.
Das zweigeschossige Gebäude umfasste 30 Betten. In den folgenden 100 Jahren wurde es kontinuierlich erweitert und durch Gärten und Parkanlagen ergänzt, so dass die Bettenanzahl um 1920 auf 100 angestiegen war. Nachdem die Pläne, ein neues Krankenhaus am Ettersberg zu errichten, aus Kostengründen verworfen worden, entschloss sich die Stadt, die bestehende Anstalt zu erweitern; zwischen 1933 und 1935 entstand ein neuer Flügel mit sieben Patientenzimmern, vorhandene Einrichtungen wurden modernisiert. Bis zur Errichtung des Häftlingskrankenbaus auf dem Gelände des KZ-Buchenwald lieferte man zwischen August 1937 und Sommer 1938 auch Häftlinge in das Städtische Krankenhaus ein. Die versorgten Häftlinge hatten Infektionskrankheiten, Arbeitsverletzungen oder auch Schusswunden. Die behandelnden Ärzte konnten sich also zweifelsfrei eine Vorstellung von den Zuständen im Konzentrationslager machen.
Nach der Fertigstellung des Krankenhauses in Buchenwald nahm die ärztliche Behandlung von Häftlingen ab und wurde erst nach den Luftangriffen der Alliierten wieder auf das Städtische Krankenhaus ausgeweitet. Neben den Heilbehandlungen führte man im Städtischen Krankenhaus auch Zwangssterilisationen unter Berufung auf das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ durch. Sterilisationen von Häftlingen sind zwischen 1937 und 1939 bekannt. Allein 1938 waren es 221 Fälle.

Dr. Christiane Wolf, Jonny Thimm: Scanning Weimar, Orte der NS-Zeit, DVD, Weimar 2006

Zum Krankenhaus informiert auch unser Audiorundgang zur nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ in Weimar.