Markt

Obwohl im „Kampfjahr“ 1945 nach wie vor der „Endsieg“ proklamiert wurde,
 war die Niederlage des nationalsozialistischen Deutschlands seit der Jahreswende 1942/43 bereits abzusehen. Flankiert durch zahlreiche Bombenangriffe drang der Krieg zu dieser Zeit auch bis nach Weimar vor.

Kaufstraße, Blick über die zerstörte Nordseite zum Markt, 1945.

Die ersten Luftangriffe auf Weimar fanden bereits im Juli/August 1940 statt und zerstörten die Umgebung des Goethe-Gartenhauses. Drei Jahre später, am 27. Mai 1943 kostete ein Bombenabwurf auf den Bahnhof vier Menschen das Leben. Im Laufe des nächsten Jahres folgten von Februar bis August sechs weitere Luftangriffe, einer davon zerstörte vor allem die Waffenproduktionsstätten der „Gustloff-Werke“ auf dem Ettersberg. Der verheerenste Angriff in der Geschichte Weimars fand jedoch genau 
ein Jahr später statt. Am 09. Februar 1945 warfen 198 in England gestartete Flugzeuge zwischen 12:24 und 12:37 Uhr 481 Tonnen Bomben ab.

Blick über das zerstörte Weimar von der Stadtkirche aus, 1945. Im Hintergrund ist das Nationaltheater zu erkennen.

Die sogenannten „Fliegenden Festungen“ des amerikanischen Typs B 17 G beschädigten in diesen dreizehn Minuten das Deutsche Nationaltheater, das Wittumspalais, das Goethe- und das Schillerhaus, 
die Stadtkirche sowie das Kirms-Krackow-Haus schwer.

Die Stadtkirche zu Peter und Paul, nach dem Bombenagriff 1945.

Verkehrsstraßen waren unmittelbar nach dem Angriff nicht mehr passierbar, Wasserrohre brachen,
 das Theater stand in Flammen und die Nordseite des Marktes war beinahe vollständig zerstört. 462 Einwohner und Zwangsarbeiter verloren unter den Trümmern oder in den Flammen ihr Leben. Bis zum 10. April 1945, einen Tag vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Weimar, fanden in schneller Folge neun weitere Luftangriffe statt.

Die Stadt verlor ihr ursprüngliches Erscheinungsbild: das DNT funktionierte man zu einer Rüstungswerkstatt um, das Goethe-Schiller-Denkmal wurde zum Schutz vor Bomben eingemauert und die Parkhöhlen dienten als Luftschutzkeller. Nahrungs- und Brennstoffmangel sowie überfüllte Krankenhäuser kennzeichneten diese Zeit.

Dr. Christiane Wolf, Jonny Thimm: Scanning Weimar, Orte der NS-Zeit, DVD, Weimar 2006

Bildnachweis:

Die Schwarzweißfotografien gehören zur Sammlung Magdlung, diese kann hier eingesehen werden.