Polizeipräsidium

Das mächtige Gründerzeitgebäude in der ehemaligen Sophienstraße 8/10, heute die Carl-August-Allee, beherbergte das Weimarer Polizeipräsidium und seit dem 1. Januar 1934 das erste „Thüringer Geheime Staatspolizeiamt“.
Das Anfangspersonal der Weimarer Gestapo bestand aus rund einem Dutzend Mitarbeitern, die weitestgehend von der politischen Polizei Thüringens übernommen worden waren. Sie unterstanden direkt Himmler, dem „Chef der deutschen Polizei“, während die Erfurter Gestapostelle auf preußischem Territorium Göring, dem Ministerpräsidenten Preußens, unterstand. 1941 erfolgte die Zusammenlegung der Erfurter und der Weimarer Gestapostelle zur „Gestapoleitzentrale“. Damit erhielt Weimar eine Schlüsselrolle während des „Thüringischen Gestapoterrors“.
Da sich die Anzahl der Beamten beständig vergrößerte, war in den Amtsstuben der Sophienstraße bald kein ausreichender Platz mehr vorhanden. Das ehemalige Marstallgebäude am Kegelplatz stand 1935 nach der Auflösung des dort ansässigen Landesjustizministeriums frei, sodass man beschloss, bis zur Fertigstellung der geplanten neuen Diensträume am „Gauforum“ dorthin umzuziehen. Das Gebäude in der Sophienstraße blieb noch länger Polizeipräsidium und ist heute Sitz der Thüringer Landesanstalt für Geologie.

Aufbau der Gestapo
Die Gestapo („Geheime Staatspolizei“) war eine wichtige Stütze des Hitlerregimes.
Sie schürte Terror, Angst und schüchterte die Bevölkerung ein. Ihr Netzwerk reichte bis in alle Winkel des Reiches und mit Kriegsbeginn auch in die besetzten Gebiete. Regimegegner zu beobachten und mit allen Mitteln zu bekämpfen, war ihre Aufgabe. Durch ein umfassendes Spitzelsystem informiert, wurde der so genannte “Schutzhaftbefehl“ über “politisch gefährliche“ Personen verhängt und die Betroffenen in Konzentrationslagern inhaftiert. Die Einstufung als „Regimegegner“ war häufig der Willkür der Beamten unterzogen, die bereits politische Witze und Defaitismus als „Zersetzung“ brutal verfolgten.
Die Geschichte der Institutionalisierung dieses „staatlichen Tötens“ begann im Zuge der “Machtergreifung“ mit der Ernennung Görings zum kommissarischen preußischen Innenminister, der damit gleichzeitig Chef der Polizei in einem der Schlüsselländer des Reiches wurde. Schnell gliederte er nicht nur die politische Abteilung aus dem Polizeipräsidium aus (Entzug der formaljuristischen Kontrolle), sondern schloss ausdrücklich Mord und vorsätzliche Tötungen in ihre Arbeitsdisziplinen mit ein.
Mit dem „Gesetz über die Errichtung eines Geheimen Staatspolizeiamtes“ wurde die Gestapo am 26. April 1933 als selbstständiges politisches Instrument installiert. Von ihrer Berliner Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße 8 erfolgte reichsweit die flächendeckende Errichtung von Gestapostellen.

Machtausweitung
Am 20. April 1934 übernahm Himmler von Göring die Leitung der preußischen Polizei. Auf dem Höhepunkt seiner Macht ernannte ihn Hitler zum „Reichsführer“ der SS und „Chef der deutschen Polizei“ im Reichsministerium des Innern. Damit stand er an der Spitze des gesamten „Terrorapparates“. Er organisierte das Polizeiwesen neu und fasste Gestapo, Sicherheitsdienst, Kriminal- und Ordnungspolizei im sogenannten „Reichssicherheitshauptamt“ unter der Leitung von Heydrich neu zusammen.
Die rechtlichen Grundlagen für die totale Überwachung und die Verfolgung wurden schon früh mit der „Reichstagsbrandverordnung“ geschaffen. Nach der Abkopplung der Gestapo von der Justiz („3. Gestapogesetz“), konnte die Gestapo ab 1936 auch ohne juristische Anklage, ohne richterliches Gehör und Beweis, operieren und ihre „Tätigkeitsfelder“ dementsprechend weiter ausdehnen. Heydrich leitete 1941 die Wannsee-Konferenz zur „Endlösung der Judenfrage“; der Gestapo sollte die gesamte Organisation der Deportation in die Vernichtungslager obliegen.

Christiane Wolf, Jonny Thimm: Scanning Weimar – Orte der NS-Zeit, DVD, Weimar 2006