Hotel Elephant

Hotel “Elephant” vor dem Umbau, um 1930.

Das Hotel „Haus Elephant“ erlangte weltweiten Bekanntheitsgrad durch die Beschreibungen Thomas Manns im Roman „Lotte in Weimar“.
 Das an der Südseite des Marktes gelegene und auf eine 200-jährige Tradition zurückblickende Hotel wurde ab Mitte der 1920er zu Hitlers Stammresidenz in Weimar und damit zu einem Schlüsselort des Aufstiegs der NSDAP.

Gegenüber dem völkischen Publizisten Hans Severus Ziegler soll Hitler einmal gesagt haben, dass in diesem Hause „manche Entscheidung von historischer Bedeutung für die [nationalsozialistische] Bewegung und damit für Deutschland“ gefällt worden sei. Nachdem Hitler bei seinen ersten Aufenthalten in Weimar noch im ehemaligen „Hotel Hohenzollern“ nahe des Bahnhofs übernachtete, sollte sich das Hotel „Haus Elephant“ während des Aufstiegs der Partei als seine Stammadresse erweisen. Anlässlich des 1. „Reichsparteitages“ residierte Hitler am 3./4. Juni 1926 zum ersten Mal im „Haus Elephant“. Mit dessen Wirt Paul Leutert pflegte Hitler über Jahre eine freundschaftliche Beziehung, was den Nationalsozialisten früh Handlungsfreiheit ermöglichte.
In der Zeit vor der „Machtergreifung“ hielt Hitler mit Fritz Sauckel und anderen lokalen Führern so genannte Weimarer Tafelrunden ab. Der Begriff ist eine Anspielung auf die von Herzogin Anna Amalia abgehaltenen Kreise mit befreundeten Künstlern und Schriftstellern ab dem Jahre 1775. Der direkt vor dem Haus befindliche Marktplatz wurde, neben dem Theaterplatz und dem Schlossplatz, aufgrund seiner zentralen Lage zu einem der meistgenutzten Aufmarschplätze in Weimar.
Im Jahr 1937 wurde das Hotel wegen angeblicher Baufälligkeit gesperrt. Nach den Planungen Hermann Gieslers, dem Architekten des „Gauforums“, entstand im darauf folgenden Jahr anstelle von drei bestehenden Parzellen ein Neubau mit einheitlicher Fassade, ausgestattet mit „Führersuite“ und „Führerbalkon“. Hitler weihte ihn am 5. November 1938 als Auftakt des „Thüringer Gautages“ ein. Nach seiner Wiedereröffnung im Jahr 1955 zählt das Hotel auch heute noch zur ersten Adresse in Weimar.

Hotel “Elephant” am 4. Juli 1938. An Hitler im Auto wird vorbeimarschiert.

Hitler in Weimar
Nachweislich sind 35 Hitlerbesuche durch Zeitungsmeldungen, datierte Fotos und Archivmaterial belegt. Bezeichnend ist Hitlers Äußerung gegenüber Hans Severus Ziegler 1928 „Ich liebe nun einmal Weimar. Ich brauche Weimar, wie ich Bayreuth brauche. […] Mit Weimar und Bayreuth habe ich noch viel vor.“ (Zitat: Hans Severus Ziegler: Hitler aus dem Erleben dargestellt, Göttingen 1964, S. 13)

Der Grund, weswegen Hitler Weimar so sehr liebte war, dass Weimar ihn liebte, und das schon lange bevor er und seine Partei Erfolge verzeichnen konnten. Während es in vielen anderen Städten Thüringens im Zuge der Hitler-Besuche regelmäßig zu Protesten und Missfallensbekundungen kam, ist aus Weimar nur ein einziger Zwischenfall während des „Reichsparteitages“ 1926 bekannt; die NSDAP-Veranstaltungen wurden rasch genehmigt und statt von Protesten durch eine massive Bürgerbeteiligung begleitet. Hitler konnte auf ein großes Reservoir von Gleichgesinnten in Weimar und Thüringen zurückgreifen. Es waren vor allem politisch und gesellschaftlich einflussreiche Bildungsbürger, die aufgrund politischer Verunsicherung und Statusverlusten rechtskonservative und völkisch-nationale Gedanken vertraten.
 Dazu gehörten Elisabeth Förster-Nietzsche, die Schwester Friedrich Nietzsches, das Umfeld des Nietzsche-Archivs, Carl Norris von Schirach, der Generalintendant des Nationaltheaters, die völkischen Publizisten Artur Dinter, Adolf Bartels und Hans Severus Ziegler sowie der einflussreichste Gegner Moderner Kunst, der Architekt Paul Schultze-Naumburg.

Eine folgenschwere Entscheidung
Am 10. Januar 1930 sollte das „Haus Elephant“ Zeuge einer Begegnung werden, welche die Geschichte nachhaltig beeinflusste. Bei einem Treffen mit Vertretern des „Thüringer Ordnungsbundes“ sowie Thüringer Größen aus Wirtschaft und Politik stellte Hitler seinen Favoriten für das zu vergebene Amt des thüringischen Ministers „für Inneres und Volksbildung“ Wilhelm Frick vor. Da die bürgerlichen Rechtsparteien nach der Wahl zum V. Thüringer Landtag auf eine Koalition mit der NSDAP angewiesen waren und Hitler persönlich Neuwahlen infolge einer eventuellen Ablehnung seines Vorschlages angedroht hatte, gaben sie das Ressort an Wilhelm Frick ab, obwohl dieser aufgrund seiner Teilnahme am Hitler-Putsch 1923 bereits als Volksverräter verurteilt worden war. Ausgestattet mit dem neuen Amt war Frick in der Lage, massive Eingriffe in die Schul- und Kulturpolitik vorzunehmen. Dazu gehörten u.a. Verbote moderner Film- und Theaterstücke, die Einführung von Schulgebeten sowie die Neubesetzung der Leitung der „Hochschule für Baukunst, Bildende Künste und Handwerk“ durch den antimodernen Architekten Paul Schultze-Naumburg.

Dr. Christiane Wolf, Jonny Thimm: Scanning Weimar, Orte der NS-Zeit, DVD, Weimar 2006

Die Sammlung Magdlung kann hier eingesehen werden.